Hexe war bisher meine schlauste Katze. Sie war ca. ein ¾Jahr alt, als meine Schwester und ich auf dem Balkon Trivial Persuit spielten und wir ein klägliches Miauen aus dem Gebüsch vernahmen. Diese Störung empfanden wir allerdings als durchaus positiven Grund, dieses "grässliche" Spiel zu beenden. Da war sie nun - die Katze im Gebüsch. Total abgemagert, zerzaust und guckte uns mit großen Augen an. Sofort habe ich mein Putenschnitzel geopfert und die Kleine hat es auch Ratzeputz verspeist. Danach war sie weg und ich, ich besorgte natürlich Katzenfutter.
Hexe kam wieder und da sie offenbar niemand vermisste und sie auch nicht tätowiert war, habe ich sie regelmäßig gefüttert - allerdings anfänglich nur draußen. Eigentlich wollteich ja kein Tier, aber nach etwa einem Monat marschierte Hexe bereits über den Balkon ins Haus und es blieb nicht aus, dass ich sie eines Abends, friedlich schlummernd im Bett wieder fand. Mit ihren Jungen, die sie zwischen meinen Beinen im Bett geboren hatte, begann eine einmalige Beziehung.
Hexewar absolut auf mich fixiert und ich könnte ein kleines Buch mit all ihren Geschichten und „menschlichen“ Allüren füllen. Wir marschierten gemeinsam im Schnee durch die Hauptstraße zu meiner Schwester, haben dort übernachtet und sind am nächsten Morgen gemeinsam durch die Hauptstrasse wieder nach Hause marschiert. Sogar 2 Umzüge hat sie problemlos gemeistert (ich musste siezu mir holen, da sie nach meinem Umzug ständig ins Bett meiner Schwester pieselte und beim zweiten Umzug war sowieso klar, dass ich Hexe niemals mehr verlasse). Hexe ist Fahrstuhl gefahren und war in der Schwetzinger Schwesternschule die wohl fleißigste Schülerin... Dann kam Kater Felix, ihn hat sie noch toleriert. Die Katze Lisa jedoch nicht mehr.
Hexe suchte sich nach 7 Jahren Gemeinschaft eine neue Familie – ohne andere Katzen. Hexe hat mich verlassen. Zu Anfang versuchte ich alles Mögliche, um Hexe zu halten. Aber niemals kam mir der Gedanke sie einzusperren und nach vielen Tränen musste ich akzeptieren, dass sie sich eine neue Familie gesucht hatte. Ihre Wahl war mal wieder gut, denn sie wurde in der Nachbarschaft lieb aufgenommen und herzlich umsorgt. Zwar blieb meine Trauer doch ich wusste, dass sie es sehr gut hatte. Hexe kam nie wieder in die Nähe unseres Hauses! Auch mich strafte sie mit Ignoranz und knurrte sogar zu Anfang, wenn ich sie streicheln wollte! Ich konnte es nicht fassen, dass sie so erbost war. Was wäre wenn, nun das habe ich mich damals oft gefragt. Natürlich hätte ich Lisa in diesem Wissen nicht aufgenommen. Aber es war wiederum gut, dass Lisa bei uns ein neues zu Hause gefunden hatte und - Hexehatte es ja noch 10 Jahre sehr gut! Das letzte Mal sah ich Hexe ca. 1/2 Jahr vor ihrem Tod. Sie war bereits erblindet. Sie lag auf ihrem Sessel und ich durfte Hexe streicheln - sie schnurrte. Ich wusste, dass ich sie zum letzten Mal lebend sah. Auf dem Heimweg habe ich geweint. Natürlich war und ist Hexe in Gedanken bei mir und wird mich auch nicht mehr verlassen.
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